Kategorien
Allgemein

Zu Besuch auf Biolandhof Woltmann

Hanke Woltmann (24) ist auf den WirMarkt in einem Newsletter aufmerksam geworden. Gemeinsam mit seinen Schwestern ist er auf dem Milchviehbetrieb seiner Familie groß geworden und hat sich schon recht früh dafür entschieden den Hof von den Eltern nach und nach zu übernehmen.

Bei einem von Hankes (seltenen) Hamburg-Ausflügen haben wir uns für einen fröhlichen Kaffee-Austausch getroffen und einige schöne Kooperationsideen gesammelt – mit Blick auf meinen Hafermilch-Cappuccino: „Ich kann euch auch Hafermilch machen.“ Kurzerhand wurde dann beschlossen, dass wir uns den Hof der Familie Woltmann am besten selbst anschauen und zu Besuch kommen. 


Hier ein paar Betriebsdaten zu Hankes Hof:

  • Bioland zertifiziert seit 2000
  • 160 Milchkühe und ca. 170 weibliche Rinder als Nachzucht, Rasse: Rotbunt DN
  • 245 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 3/5 Ackerland
  • Ackerland: Kleegras, Triticale, Mais, Blühfläche
  • Grünland: 3 – 4 Schnitte

Am Mittwoch (28.7.) hat sich die WirMarkt Crew mit Zelten, Isomatten und guter Laune in den Zug gesetzt und ist nach einer kurzen Zug- und Autostrecke quasi direkt im Maisfeld ausgestiegen. Der Futter-Mais für die Kühe wird (wie alles) bei den Woltmanns ökologisch angebaut, dh es gibt zwar etwas Unkraut, aber dafür kann der Boden mehr Wasser aufnehmen, ist stabiler und Erosion wird vermieden – was alles wiederum zum Hochwasserschutz beiträgt. Der Mais hatte (trotz Öko) schon eine stattliche Größe erreicht und uns alle überragt.

Hanke: „So mag ich meinen Mais.“

Den Unterschied zu herkömmlichen Feldern konnten wir dann im benachbarten Maisanbaufeld auch sehen.

Der trockene Boden einer konventionellen Anbau-Fläche

Als nächste Ackerfläche zeigte uns Hanke ein Feld mit Klee- und Weidegras. Das eiweißhaltige Grundfutter für Milchkühe mobilisiert Nährstoffe aus dem Unterboden und ist zwischendurch ein schöner Lebensraum für Nutzinsekten. Hier konnten wir den Unterschied zu Biolandbau auf einer konventionellen Wiese hören: Stille, kein Insektengezirpe.

Begeistert waren wir natürlich auch von der frisch gepflanzten Blühwiese in der zahlreiche Schmetterlinge von Blüte zu Blüte flatterten. Über Blühpatenschaften und CO2 Zertifikate soll die große unbestellte Ackerfläche finanziert werden und einen natürlichen Lebensraum für Bienen und Insekten bieten. 

Nun wollten wir natürlich endlich die eigentlichen Stars der Woltmanns kennenlernen und hatten ein sehr nettes Tête-à-tête mit den 2- und 3-jährigen Kühen. 

Hanke klopft den Kühen lachend auf den Rücken und sagt, wer hätte es gedacht? „So mag ich meine Kühe.“ 

Auf dem Hof selbst trafen wir die „schnellen Tanten“, sieben frisch-gebackene Mutterkühe, die zwei Wochen zu früh gekalbt haben und ihren kleinen niedlichen Nachwuchs in den selbstgebastelten „Iglus“. 

Hier interessierten uns die Gründe gegen eine muttergebundene Kälberaufzucht zu erfahren. Wie in den meisten modernen Milchviehbetrieben werden auch hier die Kälbchen nach kurzer Zeit von ihren Müttern getrennt. So soll sichergestellt werden, dass ein vorsichtig austariertes System nicht aus der Balance gerät. Denn wenn die Kälber nicht genug zu trinken bekommen, da die Mütter gemolken werden, könnten sie in ihrer Milchproduktionsleistung eingeschränkt werden. Die Mutterkuh kann durch das Kalb an den Eutern verletzt werden oder ihr Keime übertragen und dann würde sie in der Produktion ausfallen. Stattdessen bekommt jedes Kalb seine eigene Stallbox und per Milchtaxi oder im Eimer seine Milch geliefert. Das alles sind auch wirtschaftliche Fragen, denen wir weiter auf den Grund gehen wollen. Denn etwas nachdenklich hat uns der Anblick der kleinen Kälbchen so ganz ohne die Mütter trotzdem gestimmt. Wir hätten gern noch etwas länger mit ihnen geschmust. 

Später durften wir die „schnellen Tanten“ dann noch in der Milchstraße live in Action sehen und selber kurz mit melken. Abgerundet wurde die Hof-Tour mit einem selbst-hergestellten Stück Boxhornklee-Gouda (von dem wir sehr gern noch mehr mitgenommen hätten und vllt. bald bestellen werden).

Mit schon etwas Hunger und schwirrenden Köpfen von den ganzen Eindrücken und vielen Infos die Hanke uns lieferte, fuhren wir zum Biolandhof Allers in Neuenkirchen. Auf dem Hof nahe Otterndorf baut die Familie Allers verschiedene Gemüsesorten, Kartoffeln, Grünkohl, Möhren und Erdbeeren an. Im Rahmen des Hofkreislaufs wird mit dem Mist der Rinder, Schafe und Hühner regelmäßig gedüngt. Über eine vielseitigen Fruchtfolge und Kombination an Gemüse tüfteln sie daran den Bioland-Anbau noch weiter zu verbessern. Im kleinen Hofladen deckten wir uns noch mit Frühstücksutensilien und den Herausforderungen ein, die das Betreiben von einem kleinen liebevollen Laden so mit sich bringt.

Zum Ausklang der tollen Hofbesuche ging es noch nach Cuxhaven zum Fisch oder vegan essen mit Wattenmeer-Blick und auf ein, zwei (oder ein paar mehr) Schnäpse in die Kneipe um die Ecke. Auf unsere Frage ob denn hier niemand am Donnerstag arbeiten müsste, kam prompt die Antwort: „Das sind hier alles Bauern, die müssen jeden Tag früh aufstehen. Wochenende kennen wir hier nicht.“ Als wir uns am nächsten morgen müde von unseren Isomatten rollten, waren wir auf jeden Fall sehr beeindruckt 🙂